Die Fotosammlung des Museums für Kommunikation Frankfurt

Im Rahmen der bundesdeutschen Postreform entstand 1995 die Museumsstiftung Post und Telekommunikation, die seitdem von den damals neu gegründeten Aktiengesellschaften Deutsche Post und Deutsche Telekom finanziell getragen wird. Die historischen Wurzeln der Stiftung und ihrer Institutionen gehen auf das 19. Jahrhundert und die Gründung des Reichspostmuseums in Berlin zurück. Später kamen weitere Post- und Fernmeldemuseen hinzu. Heute führt die Stiftung je ein Museum für Kommunikation in Berlin, Frankfurt am Main, Hamburg, Nürnberg sowie das Archiv für Philatelie in Bonn.

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Münzsprecher für den Selbstwählferndienst, Düsseldorf, August 1957 © Museumsstiftung für Post und Telekommunikation

An der Vorzeige-Kunst- und Kulturmeile der Mainmetropole, direkt am Schaumainkai, und in unmittelbarer Nähe weiterer bedeutender Institutionen wie dem Städelschen Kunstinstitut, dem Deutschen Architektur Museum und dem Deutschen Filmmuseum, liegt das architektonisch mehrfach preisgekrönte Museum für Kommunikation Frankfurt (Architektur: Behnisch & Partner). Sein thematisch-inhaltlicher Schwerpunkt wurde auf Telekommunikation- und Medientechnik gesetzt, während es zum Beispiel in Berlin eine eher postgeschichtliche Ausrichtung gibt.

An einem deutlich weniger repräsentativen Standort in einem nüchternen Zweckbau befindet sich seit 2000 das Depot des Museums. Im ehemaligen Fernmeldezeugamt in Heusenstamm (Landkreis Offenbach) sind rund 375.000 Objekte aus den Gebieten Nachrichtentechnik, Kraftfahrzeuge und Kunst untergebracht, des Weiteren ein Bild- und Medienarchiv mit ca. einer Million Bild- und Datenträgern und verschiedenartigen Videobändern und Filmrollen im 16mm- und 36mm-Format. Die Fotobestände – Glasnegative, Positiv- und Negativfilme sowie Papierabzüge – stammen aus den früheren Bildarchiven des Bundespostmuseums, der Oberpostdirektionen und der fernmelde- und posttechnischen Zentralämter. Ganz im Sinne des Reichspostmuseumsgründers, dem späteren Generalpostmeister, Heinrich von Stephan (1831-1897), welcher 1872 mit der Einrichtung einer „Plan- und Modellkammer“ den Grundstock für eine post- und telekommunikationsgeschichtliche Sammlung legte, beinhaltet es –  wie auch das Museum für Kommunikation Berlin – Abbildungen aus beiden Bereichen. Das Archiv umfasst somit Fotos zum Postwesen (Fahrzeuge, Betriebsalltag der Post, Rohrpost, Feldpost, Transportwesen, Abbildungen von Postämtern) und zur Geschichte des Fernmeldewesens (technische Abbildungen von Fernsprech-, Funk- und Fernsehtechnik, Betriebsabläufe).  In der Frankfurter Sammlung  befindet sich zudem ein Bestand historischer Unikatfotografie des 19. Jahrhunderts zur Geschichte der Reichspost und der Postmuseen (zum Beispiel die Post in den afrikanischen Kolonien in Süd-, Ost- und Westafrika, Architekturfotografie von Postgebäuden, Aufnahmen von Boten in europäischen und außereuropäischen Ländern). Darunter sind auch Fotografien namhafter Fotografen und Fotopioniere wie etwa Ottomar Anschütz.

Die Mehrheit der Aufnahmen ist dabei im internen Auftrag entstanden und in einem mehr als eintausend Schlagwörter umfassenden Register abgelegt, welches noch heute leicht mit der Post in Verbindung zu bringende Begriffe enthält wie „Briefkastenleerung“, „Münz- und Wertzeichengeber“ ‚„Schalterhallen“ oder „Fernsprecher“, aber auch solche, die unwiederbringlich zu ihrer Historie gehören wie z.B. „Kraftpost“, der frühere Postreisedienst, welcher 1985 nach mehr als 300 Jahren mangels Rentabilität eingestellt wurde. Auch zunächst kurios anmutende Motive wie Schuhlöffel, Stempelkissen  und Tintenfässer gehören zum Bildschatz des Archivs, ebenso eine nüchterne Dokumentation der diversen, zu verschiedenen Zeiten verwendeten Formulare wie Postscheine, Reisescheine, Postbarschecks usw. Daneben existieren noch eine Porträtsammlung mit bedeutenden Vertretern der Postgeschichte sowie Inventarisierungsaufnahmen des  Objektbestandes. Bedauerlicherweise wird kein einziger Fotograf dieser unvergleichlichen Quelle zur Geschichte des Post- und Fernmeldewesens in Deutschland namentlich genannt.

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Zugtelefon der Dt. Reichsbahn, 1930: Die Reisenden konnten aus einem ‘Telefonabteil’ über Funk handvermittelte Gespräche führen

Das Museum für Kommunikation in Frankfurt beherbergt auch die Kunstsammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, von der eine repräsentative Auswahl in der Dauerausstellung zu sehen ist. Die Anfänge dieser Sammlung gehen ebenso auf eine Initiative Heinrich von Stephans zurück. Stephans Interesse galt insbesondere Kunstwerken mit posthistorischem Bezug. Die motivisch-dokumentarische Funktion von Kunst wurde jedoch in der jüngeren Sammlungsgeschichte durch einen breiteren Begriff von Kommunikation abgelöst. Die Sammlung umfasst nunmehr Gemälde vom 17. bis zum 21. Jahrhundert, Skulpturen, Objekte und Multiples bis zur Gegenwart, Kunst der Neuen Medien wie auch zeitgenössische Fotokunst. Letztere zählt in etwa fünfzig Werke, darunter Arbeiten von Martin Parr, Veli Granö, Osmo Pulkkinen, Anton Corbijn, Thomas Ruff, Hermann Pitz, H.A. Schult, Matthias Hoch, Robin Merkisch, Lukas Einsele, Irene Peschik, Rolf Lederbogen. Ein Teil ihrer Arbeit nähert sich der Dokumentarfotografie, ein anderer verfremdet oder reflektiert auf abstrakte Weise Themen und Orte der Kommunikation.

Zu ergänzen ist an dieser Stelle, dass innerhalb der Berliner Sammlung Fotos aus den Bereichen des Post- und Fernmeldewesens der DDR den größten Bestand bilden. In der dortigen Fotosammlung beläuft sich die Gesamtzahl der Objekte auf rund 240.000.

An jedem ersten Freitag im Monat ermöglicht eine Führung in Heusenstamm den Blick hinter die Kulissen der Museumsarbeit und lässt anhand der dort aufbewahrten Postkutschen, historischen Kraftfahrzeuge, Telegrafenapparate und Telefone, Radio- und Fernsehgeräte, von historischem  Postspielzeug u.v.a.m. die Geschichte des Post- und Fernmeldewesens wieder lebendig werden. Die Fotosammlung ist nach Vereinbarung einsehbar. Ansprechperson ist hierfür der für die Stiftung noch heute tätige Fotograf und Leiter des Bild- und Medienarchivs, Herr Dieter Herwig. Weitere Informationen finden sich unter www.museumsstiftung.de.

Roswitha Salzberger

Der Beitrag ist erstmals erschienen in der Photonews Ausgabe Oktober 2009.