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WORKSHOP: Was bleibt vom Massenphänomen Fotografie?

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bis
Auswahl – Abwehr – Akquise. Der Umbruch von der analogen zur digitalen Fotografie hat nicht nur unsere Alltagspraktiken stark verändert. Er stellt auch Institutionen vor eine Reihe von Herausforderungen. So werden seit einiger Zeit umfassende analoge Bestände wie Pressearchive oder fotografische Nachlässe an die öffentlichen Sammlungen übergeben, da sie in der Bildwirtschaft ausgedient haben.

Florence Declaration - Empfehlungen zum Erhalt analoger Fotoarchive

Mit einer in deutscher, englischer, italienischer, französischer und polnischer Sprache veröffentlichten Erklärung möchte das Kunsthistorische Institut in Florenz das Verständnis für die grundsätzliche Bedeutung analoger Fotoarchive für die Zukunft der Geistes-, Sozial- und Humanwissenschaften fördern. Analoge Fotoarchive sind Teil unseres kulturellen Erbes. Die »Florence Declaration« will das öffentliche Bewusstsein hierfür erhöhen.

Die Stiftung »Archeologia Fotografii« in Warschau

Unter der kommunistischen Vorherrschaft wurde die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichende Tradition privater Fotosammlungen für Jahrzehnte gekappt. Besitzer und Erben hatten gute Gründe, in diesen Zeiten die Hand auf Bild- und Dokumentenarchive zu halten. Das ist eine Erklärung dafür, dass sich die Nachlässe polnischer Fotografen überwiegend in der Hand der Familien befinden. Die Estates können jedoch – anders als in Deutschland – die Hilfe einer Institution in Anspruch nehmen, die sich auf die Sicherung, Erschließung und Nutzung solcher Archive spezialisiert hat.

Über den Wert der Fotografie. Bericht über eine Tagung in Aarau.

Am 23./24. März 2012 fand in Aarau eine internationale und interdisziplinäre Tagung zum Thema »Über den Wert der Fotografie. Wissenschaftliche Kriterien für die Bewahrung von Fotosammlungen« statt. Veranstalter waren das Seminar für Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie der Universität Basel, das Staatsarchiv des Kantons Aargau und die Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde (SGV). Mit freundlicher Genehmigung des Autors Mirco Melone (eikones NFS Bildkritik / NCCR Iconic Criticism, Universität Basel) und des Internet Fachforums H-Soz-u-Kult veröffentlichen wir nachfolgenden Tagungsbericht. 

Ausgelagert, abgeschafft und weggeworfen  Historische Pressebildarchive im digitalen Wertschöpfungsprozess

Historische Pressefotografie ist nicht nur ein Speichermedium, mit dessen Hilfe sich Informationen in Zeitungen, Zeitschriften, Büchern und elektronischen Medien über unsere Geschichte verbreiten lassen – historische Pressefotos sind auch materielle Objekte, die im Archiv verwaltet werden müssen, um ihre Informationen preisgeben zu können. Während dies bei aktuellen Fotografien inzwischen über digitale Datenbanken geschieht, gilt es für historische Pressebildarchive nur bedingt.

Die Fotostiftung Schweiz in Winterthur. Fragen an Dr. Peter Pfrunder

Die 1971 gegründete Fotostiftung Schweiz (Schweizerische Stiftung für die Photographie) betreut Nachlässe und Archive zahlreicher Schweizer Fotografinnen und Fotografen und nimmt zusammen mit ProLitteris auch deren Urheberrechte wahr. Die Nachlässe, bestehend aus mehr oder weniger vollständigen Negativarchiven, Originalabzügen, Kontaktkopien, Publikationsbelegen und Dokumenten, werden nach und nach aufgearbeitet und in Publikationen und Ausstellungen vorgestellt.

Die Fotobestände der BallinStadt in Hamburg

Alljährlich gibt das Statistische Bundesamt in seinem Datenreport die Zahl der Auswanderer aus Deutschland bekannt. Alljährlich verlassen demnach mehrere hunderttausend Menschen dieses Land. Ein beliebtes Zielland sind hierbei, wie schon zu früheren Zeiten, die USA, heute leicht und schnell per Linienflugzeug zu erreichen. Vor 160 Jahren war die Situation eine ganz andere. Auch damals erhofften sich viele Menschen in der Neuen Welt ein besseres Leben. Sie war jedoch nicht bequem auf dem Luftweg, sondern nur durch eine anstrengende und entbehrungsreiche Atlantiküberquerung per Schiff zu erreichen. Einer der großen europäischen Seehäfen für die Auswanderung nach Amerika war ab etwa 1850 Hamburg. Hier war auch die Reederei HAPAG ansässig, deren Generaldirektor Albert Ballin in den Jahren 1898 bis 1907 auf dem Amerika-Kai eine große Auswanderer-Anlage mit insgesamt dreißig Gebäuden entstehen ließ.

Die Fotosammlung des Museums Europäischer Kulturen – Staatliche Museen zu Berlin

Es darf nicht fehlen in dieser Reihe, die institutionelle Archive und Sammlungen vorstellt, in denen Fotografien als ein Teil unserer Kulturhistorie geschätzt, bewahrt und erforscht werden. Die Rede ist vom Museum Europäischer Kulturen (MEK) in Berlin. Es gehört, wie der Publikumsmagnet Pergamonmuseum oder die Nationalgalerie, zu den Staatlichen Museen zu Berlin, die von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz getragen werden.

Die Fotosammlung des Museums für Kommunikation Frankfurt

Im Rahmen der bundesdeutschen Postreform entstand 1995 die Museumsstiftung Post und Telekommunikation, die seitdem von den damals neu gegründeten Aktiengesellschaften Deutsche Post und Deutsche Telekom finanziell getragen wird. Die historischen Wurzeln der Stiftung und ihrer Institutionen gehen auf das 19. Jahrhundert und die Gründung des Reichspostmuseums in Berlin zurück. Später kamen weitere Post- und Fernmeldemuseen hinzu. Heute führt die Stiftung je ein Museum für Kommunikation in Berlin, Frankfurt am Main, Hamburg, Nürnberg sowie das Archiv für Philatelie in Bonn.

Die Fotosammlung des Schwulen Museums in Berlin

Sie sind nicht wegzudenken aus der Dauerausstellung des Schwulen Museums in Berlin, die vielen Fotografien aus dem 19. und 20. Jahrhundert, anhand derer und weiterer Artefakte die Geschichte einer Emanzipationsbewegung in Deutschland aufgezeigt wird am Beispiel der Homosexuellenbewegung. Vorgestellt wird der Zeitraum von 1790 bis 1990. Er bildet das historische Fundament, auf dem das heutige schwule Selbstverständnis basiert. Erzählt wird aus der Perspektive der Homosexuellen von den Möglichkeiten angesichts anhaltender Unterdrückung, Verfolgung und Bestrafung. Die herausgehobenen Momente heißen Selbstbewusstsein und Beharrlichkeit, die der seit 2004 bestehenden Ausstellung auch ihren Titel gaben.

Das Bildarchiv des Deutschen Filminstituts, Frankfurt/Main

Ulrich Mühe als Stasi-Spitzel in dem Oscar-prämierten Film DAS LEBEN DER ANDEREN, David Cronenberg bei den Dreharbeiten zu TÖDLICHE VERSPRECHEN, Ingrid Bergman mit einer Rolleiflex hantierend, eine historische Aufnahme von den Brüdern Lumière – die hier genannten Bilder geben nur einen kleinen Einblick in die äußerst reichhaltigen fotografischen Sammlungen des Deutschen Filminstituts in Frankfurt am Main.

Die Photothek im Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München

Nur selten wird im Kunst- und Kulturbetrieb der Blick auf fotografische Arbeiten gerichtet, die nicht zu den etablierten Kategorien wie Kunst, Mode, Reportage oder Werbung gehören. Dabei existiert in Deutschland eine stattliche Anzahl von Archiven mit einer ebenso stattlichen Zahl von Fotografien in denen diese unter kulturgeschichtlichen Gesichtspunkten gesammelt, bewahrt und erschlossen werden.